Kritik14. Mai 2025 Vanessa Votta 5y3p44

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Kritik: «When We Were Sisters» – Wenn aus Fremden Schwestern werden
© 2025 Filmcoopi

Was iert, wenn zwei Mädchen, die sich kaum kennen und sich noch weniger mögen, in einen Familienurlaub nach Kreta gesteckt werden? «When We Were Sisters», das neue Coming-of-Age-Drama von Lisa Brühlmann, liefert eine wunderbar ehrliche und berührende Antwort darauf. Leise, kraftvoll und mit einem warmen Blick für das Chaos des Erwachsenwerdens.

Valeska (Paula Rappaport) und Lena (Malou Mösli) könnten unterschiedlicher kaum sein: Valeska ist älter, lauter, rebellischer. Lena wirkt stiller und zurückhaltender. Doch sie haben etwas gemeinsam: ihre Eltern. Die alleinerziehende Mutter (Lisa Brühlmann) der einen und der Vater (Carlos Leal) der anderen sind frisch verliebt und hoffen darauf, eine harmonische Patchworkfamilie zu formen. Dies versuchen sie auf einer sonnigen griechischen Insel im Jahr 1997. Klar, dass das nicht ohne Drama funktioniert. Was als erzwungener Ferienversuch beginnt, entwickelt sich aber bald zu einer Annäherung zwischen zwei Mädchen, die nach und nach erkennen, dass sie mehr verbindet als trennt.

Lisa Brühlmann die schon mit «Blue My Mind» ein eindringliches Teenager-Drama über ein Mädchen, das eine mysteriöse Verwandlung erlebt, überzeugte, erzählt die Geschichte in «When We Were Sisters» mit einem feinen Gespür. Es geht um das Sich-Ausprobieren, das Suchen nach Zugehörigkeit und darum, die eigenen Eltern plötzlich nicht mehr nur als Erwachsene, sondern als fehlbare Menschen wahrzunehmen. Der Film fängt diesen inneren Umbruch mit einer berührenden Ehrlichkeit ein. Man erinnert sich an das eigene jugendliche Chaos, an Unsicherheiten, erste kleine Revolutionen – und das Gefühl, nicht zu wissen, wo man hingehört.

Kritik: «When We Were Sisters» – Wenn aus Fremden Schwestern werden
Paula Rappaport und Malou Mösli in «When We Were Sisters» © 2025 Filmcoopi

Die Atmosphäre trägt viel zur Wirkung bei: sanfte Farben, ein charmantes griechisches Hotel mit blätternden Wänden und Zikadensound im Hintergrund, eine Zeit ohne Handys, in der Gespräche nicht weggewischt werden konnten. Die 90er-Jahre sind dabei ein bewusster Rahmen, der Nähe und Konfrontation unausweichlich macht.

«When We Were Sisters» ist ein ruhiger Film, aber einer, der tief geht. Er wirkt nicht inszeniert, sondern erlebt. Man spürt, wie wichtig Brühlmann die Figuren sind – und genau das macht ihn so sehenswert. Kein grosses Drama, keine überzogene Tragik. Einfach nur das Leben, wenn es einen zum ersten Mal ein bisschen überfordert. Und gleichzeitig ein bisschen schöner macht.

«When We Were Sisters» ist ab dem 15. Mai 2025 im Kino zu sehen.

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